Geschichte des ASG

Das Albert-Schweitzer-Gymnasium feierte im Jahr 2010 sein 50jähriges Schuljubiläum. Die Geschichte des Albert-Schweitzer-Gymnasium beginnt natürlich schon früher und reicht weit zurück. Hervorgegangen aus einer selbständigen Lateinschule (ab 1814), seit 1842 Realschule für den männlichen Nachwuchs für Gewerbe, Industrie und Handel, erwirbt die Schule 1929 das Recht zur Abhaltung der Abschlussprüfung (Mittlere Reife) und wird 1953 zum Progymnasium Neckarsulm. Aufgrund steigender Schülerzahlen und wegen Raum- und Lehrermangels können im Frühjahr 1955 die zum Abitur führenden Heilbronner Gymnasien die Schüler aus Neckarsulm nicht in ihre 7. (11.) Klasse aufnehmen, weshalb sehr kurzfristig und mit einigen Unstimmigkeiten zu Beginn des Schuljahres 1955/56 der erste Schritt zum Ausbau der gymnasialen Oberstufe und damit zur Vollanstalt vollzogen wird. Im Oktober 1957 erfolgt der offizielle Antrag der Stadt Neckarsulm, die Schule zur Vollanstalt auszubauen. Aber erst im Herbst 1961, nachdem schon vier Jahrgänge Abitur gemacht haben, genehmigt das Oberschulamt die Namensführung Albert-Schweitzer-Gymnasium und das verbindliche Recht zur Abnahme der ordentlichen Abiturprüfung. Als eigentliches „Geburtsdatum“ des Albert-Schweitzer-Gymnasiums gilt aber das Jahr 1960. Im Mai 1960 bezieht die Schule aufgrund steigender Schülerzahlen ihren Neubau und etabliert sich damit endgültig als vollwertiges Gymnasium. Am 3.Mai 1960 wird das neue Gebäude im Stadtpark feierlich seiner Bestimmung übergeben und erhält auf Vorschlag von OB a.D. Dr. Hans Hoffmann mit Zustimmung des Namensgebers den Namen „Albert-Schweitzer-Gymnasium“.

Die Geschichte des Albert-Schweitzer-Gymnasiums ist zunächst vor allem eine Geschichte des quantitativen Wachstums. Zu Beginn des Schuljahres 1955/56 zählt das damalige Progymnasium 467 Schüler in zwölf Klassen. 1958, im Jahr des ersten Abiturs, besuchen 450 Schüler in 15 Klassen die Schule. Ab dem Schuljahr 1964/65 hat das ASG mehr als 500 Schüler. Die Schülerzahlen steigen dann kontinuierlich und erreichen 1979/1980 mit 1639 Schülern ihren Höchstwert – zu dieser Zeit ist das Albert-Schweitzer-Gymnasium das größte Gymnasium im Regierungsbezirk Nordwürttemberg. Danach fallen die Schülerzahlen zunächst wieder ab und steigen nach 1991/92 wieder an. Mit der Einrichtung des Gymnasiums Bad Friedrichshall (1996) pendelt sich die Schülerzahl auf knapp unter Tausend ein. Derzeit besuchen 930 Schülerinnen und Schüler das ASG.
Parallel zu den wachsenden Schülerzahlen stieg natürlich die Abiturientenzahl, aber aufgrund des gesellschaftlichen und bildungspolitischen Wandels auch der Anteil der Mädchen von ca. 30 % im Jahr 1960 auf nun über 50 %.


Der Ausbau des Progymnasiums Neckarsulm zur Vollanstalt ist eng mit der Person des ersten Schulleiters Herrn Karl Mangold verbunden. Am 1. Sept. 1951 wird Herr Mangold zunächst planmäßiger Schulleiter an der Oberschule Neckarsulm. Seit 1956 treibt er den Ausbau der Schule vehement voran. Nach dem Einzug in den Neubau 1960, für den er sich energisch einsetzt, wird Herr Mangold 1961 zum Oberstudiendirektor befördert.
Im Februar 1964 beendet Herr Mangold seine Dienstzeit am Albert-Schweitzer-Gymnasium. Sein Nachfolger wird Herr Theodor Bojus. Herr Bojus leitet, in ereignisreichen Zeiten, zwanzig Jahre lang die Schule. Diese zwanzig Jahre sind insbesondere durch drei schwierige Aufgaben geprägt. Zum einen gilt es die Vergrößerung der Schule auf mehr als das Dreifache zu bewältigen, sodann die Einführung der Oberstufenreform mit dem ASG als Versuchsschule, schließlich die Ausbildung von Referendaren in Folge der Einrichtung des Heilbronner Studienseminars im Jahr 1973. Eine Fülle an Konferenzen und Besprechungen in Neckarsulm und Stuttgart sind die Folge, für die Schüler der Jahrgangsstufen 12 und 13 muss ein völlig neuartiger Stundenplan erstellt werden und im Rahmen der Referendarausbildung ergeben sich für Schulleitung und Lehrerkollegium eine Fülle an Planungs- und Führungsaufgaben im Personalbereich. Unter Herr Bojus wird am ASG zudem der neusprachliche Zug II eingeführt.

Im Jahr 1984 übernimmt Herr Franz Heller die Schulleitung. Schon vor seiner Tätigkeit als Schulleiter prägt Herr Heller – zunächst als stellvertretender Schulleiter – das Bild des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Unter seiner Regie werden die Schullandheimaufenthalte eingeführt, die Berlin-Fahrten der Oberstufe sowie der Schüleraustausch mit England und den USA. Auch die Schülerzeitung „Der Auspuff“ geht auf seine Initiative zurück. Sein gutes Verhältnis zur Elternschaft führt zur Gründung des Fördervereins sowie zur Organisation des Herbstballs.

Mit Beginn des Schuljahres 1990 geht die Schulleitung an Herrn Dr. Hartwig Welsch über. Herr Dr. Welsch begreift die Schule nicht nur als Ort bloßer Wissensvermittlung, sondern auch als Lebensraum für Schüler und Lehrer, als Ort der Gemeinschaft. Hierzu gehört auch der Dialog mit Schulen der Neckarsulmer Partnerstädte. Auf seine Bemühungen geht der Austausch mit Bordighera und Budakeszi zurück. Nach sechs Jahren Direktorentätigkeit in Neckarsulm wechselt Herr Dr. Welsch nach Bad Friedrichshall und leitet den Aufbau des dort neu errichteten Gymnasiums.

Mit Beginn des Schuljahres 1996/97 übernimmt Peter Huther die Schulleitung. In den folgenden Jahren beeinflussen zahlreiche pädagogische und schulpolitische Änderungen einerseits sowie umfangreiche Renovierungs- und Baumaßnahmen andererseits den schulischen Alltag.

Zunächst muss die teilweise umstrittene und auch von einigen Lehrkräften abgelehnte Rechtschreibreform umgesetzt werden. Mit Beginn des Schuljahres 1998/99 startet eine fünfte Klasse im Schulversuch zum achtjährigen Gymnasium. Es wird die Sprachenfolge Englisch/Latein im mathematisch-naturwissenschaftlichen Profil gewählt. Ab 2004 wird dann das achtjährige Gymnasium mit einem neuen Bildungsplan und einem schuleigenen Curriculum für alle Fünftklässler verbindlich. Seit 2002 nehmen alle Schülerinnen und Schüler der 10.Klasse (später in G8 der neunten Klasse) an einem Sozialpraktikum, das für alle verbindlich ist, teil. Das Schuljahr 2003/04 bringt gleich mehrere Neuerungen. Spanisch als 3. Fremdsprache löst Französisch ab. Im sprachlichen Profil können nun die Schülerinnen und Schüler zwischen den Sprachenfolgen Englisch/Französisch/ Spanisch oder Englisch/Spanisch/Latein wählen. Ferner startet die schule mit dem bilingualen Unterricht auf freiwilliger Basis. Sachfächer wie Erdkunde, Geschichte und Gemeinschaftskunde werden auf Englisch unterrichtet. Vier Jahre später genehmigt das Regierungspräsidium schließlich offiziell die deutsch-englische Abteilung an der Schule mit dem bilingualen Profil. Schließlich beteiligt sich die Schule am Schulversuch Wirtschaft als Neigungsfach in der Kursstufe. Es zeigt sich bald, dass sowohl der bilinguale Unterricht wie auch das Fach Wirtschaft sich großer Beliebtheit erfreuen.

Im Schuljahr 2004/2005 wird erstmals versuchsweise nur noch in Doppelstunden unterrichtet. Ein Modell, welches mit einigen Modifikationen beibehalten wird. In diesem und dem folgenden Schuljahr wird ein Methodencurriculum und ein Schulprogramm für alle Klassenstufen entwickelt. Die Schule gibt sich ein Leitbild.

Mit dem achtjährigen Gymnasium hält das neue Hauptfach Naturwissenschaft und Technik (NwT) Einzug. Es wird im Schuljahr 2007/2008 versuchsweise zweistündig in den neunten Klassen des neunjährigen Gymnasiums erprobt. Im selben Schuljahr wird der Schulaustausch mit der indischen Schule Sagar School in Rajasthan aufgenommen.

Die gesellschaftspolitischen Veränderungen der vergangenen Jahre und schließlich der Wunsch nach einer stärkeren Rhythmisierung des Unterrichts lassen den Ruf nach Ganztagesschulen immer lauter werden. Das Kollegium stellte sich der Herausforderung und seit dem Schuljahr 2008/09 ist das ASG eine offene Ganztagesschule. Diese ist aber nur durch weitere Räume für die Ganztagesbetreuung und eine großzügige Mensa mit professioneller Küche umsetzbar.

Der Mensabau, die größte der eingangs erwähnten Baumaßnahmen, wird nach dem Abriss des Pavillons im Sommer 2007 an gleicher Stelle errichtet und im Oktober 2008 seiner Bestimmung übergeben. Räume für den NwT-Unterricht sowie ein Klassen- und Projektraum werden in diesem Gebäude ebenfalls untergebracht.

Rückblickend sollen weitere bauliche Tätigkeiten nicht unerwähnt bleiben. Im Jahr 2000 erhält die Schule einen zweiten Informatikraum. 2004 wird die komplette Südfassade des Neubaus ersetzt und das Gebäude erhält neue Fenster und einen Vollwärmeschutz und 2005 erhält die Physik völlig neue Unterrichts- und Sammlungsräume. Schließlich wird der komplette Altbau renoviert. All diese Baumaßnahmen haben die räumliche Atmosphäre des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Schritt für Schritt verbessert und damit auch einen Raum geschaffen, der das Zusammenleben in der Schulgemeinschaft fördert und in dem neue pädagogische Anforderungen und Zielsetzungen leichter realisiert werden können.

Am Ende des Schuljahres 2012/13 stand nunmehr eine personelle Veränderung an. Peter Huther wurde nach 17 Jahren als Schulleiter des ASG feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Mit Beginn des aktuellen Schuljahres 2013/14 übernahm die langjährige Stellvertreterin Herrn Huthers, Frau Barbara Lang, dessen Amt und Herr Marco Haaf wurde ihr Nachfolger als Stellvertretender Schulleiter. Frau Barbara Lang, ehemalige Mathe- und Chemielehrerin, war die erste Frau in leitender Funktion am ASG. In ihrer Amtszeit hat sie die Zertifizierung des Gymnasiums als Schule mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt erwirkt. Zudem hat sie wichtige Veränderungen unterstützt. Das Kochteam in der Mensa oder die Umstellung auf den Ganztagsbetrieb waren nur einige Beispiele für entscheidende Prozesse, die sie begleitet und gleichermaßen geprägt hat. Mit einem Festakt wurde Frau Barbara Lang schließlich am Ende des Schuljahres 2016/17 verabschiedet. Ihr bisheriger Stellvertreter, Marco Haaf, wurde als Nachfolger eingesetzt. Seither ist Marco Haaf der aktuelle Schulleiter und Kerstin Schindler die Stellvertretende Schulleiterin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums.

Neben dem sprachlichen und naturwissenschaftlichen Profil erweitert nun das Sportprofil ab Klasse 8 das Bildungsspektrum. Zudem profitiert das ASG, von dem durch die Corona-Pandemie ausgelöstem Digitalisierungsschub, von einer erstklassigen digitalen Ausstattung. Mithilfe der Unterstützung der Stadt Neckarsulm wurden sämtliche Display-Boards erneuert, Server installiert und Leihgeräte für Schüler*innen zur Verfügung gestellt. Das ASG verfügt zudem über eine direkte Glasfaser-Anbindung, die eine optimale Internet-Versorgung ermöglicht.



Hubert Gutmann/Peter Huther

(Der Artikel verdankt wichtige Informationen der umfangreichen Veröffentlichung von Herrn Wolfram Plener zur Geschichte des ASG, die bis ins Jahr 1996 reicht. Wir danken Herrn Plener für die Erlaubnis, auf seine Darstellung zurückgreifen zu dürfen.)